In diesem Beitrag erfährst du, weshalb es so wichtig ist, dass wir über schwierige Situationen sprechen, die in jeder Partnerschaft auftauchen können: Wir fühlen uns alleine, verletzt und ohnmächtig.
Natürlich ist solch ein Gespräch nicht immer einfach, aber es ist mutig, wenn wir über unsere verletzlichen Gefühle sprechen.
Wir entwickeln durch regelmäßigen Austausch die Fähigkeit,
Momente der Unverbundenheit rascher zu erkennen,
Schritte der Deeskalation besser anzubahnen
die Beziehung zu reparieren und weiterzuentwickeln.
Entscheidend ist, dass die Verbindung gestärkt wird, wenn beide das Gefühl haben, dass sie in schwierigen Situationen füreinander da sein werden.
Das ist aber nicht immer möglich:
„Leben ist das, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben“, schreibt Henry Miller.
Es gibt Situationen, in denen es uns einfach schwerfällt, auf den anderen zuzugehen.
Manchmal fühlen wir uns unwohl. Oder wir sind regelrecht überfordert und sehr empfindlich, weil uns z. B. die Widrigkeiten des Alltags belasten: eine schlechte Nachricht, der kaputte Geschirrspüler, Zahnschmerzen, eine erschreckende Eilmeldung, ein Autounfall usw.
Es kann gut sein, dass wir uns viel rascher und intensiver in teuflische Dialoge verstricken, obwohl wir uns so sehr nach der Verbundenheit eines geliebten Menschen sehnen. Der Schmerz ist kaum auszuhalten oder nur dumpf zu spüren.
Negative Interaktionen können zudem äußerst problematisch werden, wenn beide Partner angespannt sind.
Wie können wir auf den anderen eingehen, wenn wir selber das Gefühl habe, dass wir zurückgewiesen werden? Es geht uns nicht gut. Wir sind gestresst. Warum auch immer.
5 Fragen für einen besseren Umgang
Daher schlägt Sue Johnson vor, dass wir uns schwierige Momente noch mal in Ruhe anschauen, indem wir uns z. B. vorstellen, was eine Fliege von oben gesehen hätte, wenn wir uns streiten:
Wann wäre es am besten, den Teufelsdialog zu stoppen?
Wie beeinflusse ich den anderen durch meine emotionalen Reaktionen?
Wie fühle ich mich tief im Inneren und was zeige ich davon, wenn ich in einer bestimmten Situation den Eindruck habe, dass die Verbindung zu meinem geliebten Menschen unterbrochen ist?
Was könnte dem anderen helfen, um aus der Gefahrenzone herauszukommen?
Können wir uns als Einheit sehen, und uns den Bindungsängsten des anderen zuwenden?
Bedenke, dass wir eine gewisse Zeit und Mut brauchen, um die oben genannten Fähigkeiten gemeinsam zu entwickeln.
Emotionsfokussierte Paartherapie kann helfen, wenn Gespräche über schwierige Momente häufig zu Auseinandersetzungen und Eskalationen führen.
Plädoyer für den gemeinsamen Austausch
Wir fühlen uns nicht sicher verbunden und fragen uns: „Hey, was ist hier eigentlich gerade los?“
Die zentrale Frage dabei ist: Wie können wir einen Weg finden, um wieder sicher zusammen zu finden?
Wir gehen schwierige Momente miteinander noch mal durch.
Natürlich brauchen wir in der Regel ein gewisse Zeit und viel Übung, bis es uns gelingt, dass derartige Situationen rascher und sanfter beruhigt werden können. Doch dadurch können wir ein sensibles Gespür für Gefahrenquellen entwicklen, die uns auseinander bringen.
Eskalationen lassen sich durch Selbst-Beruhigung vermeiden. Es gibt so viele gute Strategien, um alleine Stress abzubauen. Noch effektiver ist es jedoch, wenn es uns gemeinsam gelingt. Nachweislich beruhigt sich die Amygdala rascher durch Körperberührungen und eine sanfte Stimme.
Wenn wir in schwierigen Momenten immer mal wieder das Gefühl haben, dass uns der andere z. B. nicht unterstützen kann, kann der Zweifel allmählich größer werden.
Häufige Selbst-Beruhigung in der Partnerschaft kann daher dazu führen, dass sich das Paar voneinander entfernt.
Nach dem Motto: wenn’s brenzlig wird, komme ich alleine besser klar.
„Ja, wenn ich alleine bin“, zweifelt Christian , „geht es mir nach einer gewissen Zeit besser, und dann frage ich mich, ob das alles überhaupt einen Sinn hat.“
In diesen Momenten befürchten wir gar das Schlimmste für unsere Beziehung, und schützen uns vor diesem Schmerz, indem wir uns distanzieren, ablenken und in den Kopf gehen, um nach Lösungen zu suchen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir diese schwierigen Momente der Unverbundenheit rekapitulieren. Gemeinsam.