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AutorenbildOliver Masch

5 kurze Liebessätze mit großer Wirkung

Aktualisiert: 14. Dez. 2022


In Sachen Liebe stehen wir alle irgendwann mal auf dem Schlauch. Wir wollen mehr Nähe, mehr Sicherheit oder einfach eine Beziehung, die gut läuft. Was wir auch sagen, es kommt irgendwie nicht an.


Uns fehlen die Worte.


Ich möchte dir deshalb fünf Sätze vorstellen, die in meiner Praxis für Paartherapie immer mal wieder gefallen sind, und zwar in entscheidenden Momenten der Annäherung.


Auch können dir die Fallbeispiele und die kleine Übung „Liebessätze lohnen sich" dabei helfen, die richtigen Worte in der Partnerschaft leichter zu finden.


Bevor es aber losgeht, möchte ich noch erläutern, weshalb es manchmal sein kann, dass Liebessätze ins Leere laufen. Denn ob das, was wir sagen, überhaupt so verstanden wird, wie wir uns das erhoffen, hängt von bestimmten Faktoren ab.


Faktoren für die Wirkung von Liebessätzen


Wer an wirkungsvolle Sätze in der Partnerschaft denkt, dem fällt sicherlich sofort „Ich liebe dich“ ein. Kurz und knapp, und dennoch große Worte! Aus dem Munde eines Phrasendreschers oder eines Blaubarts klingt „Ich liebe dich“ jedoch schon völlig anders. Es sei denn, wir wollen ihm/ihr glauben, weil die Erkenntnis, dass es sich um Worthülsen handelt, uns (noch) zu hart treffen könnte.


Und manchmal kommen die Worte einfach nicht an. Vor allem dann, wenn Paare in einer Krise stecken oder es einfach noch Unstimmigkeiten untereinander gibt. Zu tief sind die Verletzungen. Meist auf beiden Seiten. Wir schützen uns. Und dann macht es Sinn, dass Sätze wie „Du bist mir so wichtig“ noch nicht als klare Signale verstanden werden können.


Es kommt somit auf den Kontext, die Situation, den Zeitpunkt und die Authentizität des Sprechers an. Doch nicht alles, was wir ehrlich meinen, kommt auch immer so rüber.


Wie kommt das?


Liebessätze transportieren Emotionen

In entscheidenden Momenten, wenn wir z. B. die Angst, den Partner zu verlieren, allmählich spüren, können diese kurzen Sätze eine große Wirkung haben!

Dann drücken unsere Blicke, Gesten, Mimik und Sätze letztlich unsere verletzlichen Gefühle aus. Wir sind mit unseren Kernemotionen verbunden, wie wir noch sehen werden, und können ein klares Signal der Liebe und Verbundenheit senden. Mit diesem positiven Signal fällt es dem anderen meist leichter, einen Schritt auf uns zuzugehen.


Emotionsfokussierte Paartherapie unterstützt Paare, ihre verletzlichen Gefühle zu zeigen. Entscheidend dafür ist eine sichere Basis, die durch das Aufspüren und Durchbrechen des negativen Beziehungsmusters ermöglicht wird.


Und natürlich braucht es Zeit und meist viele kleine, positive Momente, die uns wieder stärker ein Gefühl der Vertrautheit, Zugehörigkeit, Sicherheit und Verbundenheit vermitteln


Wenn mutige Sätze wie „Ich vermisse dich“ fallen, dann besteht zwar das Risiko, dass wir den anderen nicht so erreichen, wie wir uns das wünschen, doch es lohnt sich meist dennoch.


Es kann nämlich gut sein, dass gerade diese kurzen Sätze in Erinnerung bleiben: nach einer Sitzung, nach einer kurzen Begegnung oder sogar nach einem Streit!


Wie ein sanftes Echo, das den Zweifel etwas dämpft und mehr Raum für die vielleicht schon erloschene Liebe schafft.

Übung: Liebessätze lohnen sich!


Lies dir die fünf Liebessätze einfach erst einmal durch, und beantworte die unteren Fragen:

  1. Satz: „Die Beziehung ist mir so wichtig, dass ich...“

  2. Satz: „Ich vermisse dich.“

  3. Satz: „Wir schaffen das.“

  4. Satz: „Ich will für dich da sein!“

  5. Satz: „Ich brauche dich, und will dir zeigen, wie ich mich fühle.“


❓Was geht in dir vor, wenn du die 5 Sätze aussprichst?

❓Was spürst du in deinem Körper?

❓Welche Sätze passen für dich?

❓Wie könntest du die Sätze ergänzen?

❓Was fehlt dir? Welche Worte/Sätze würdest du anders wählen?



1. „Die Beziehung ist mir wichtig."


Fallbeispiel: Julie und Bertram


Wenn Paare sich durch ihr negatives Beziehungsmuster voneinander entfernt haben, fällt es meist sehr schwer, wieder aufeinander zuzugehen. Zu viel Schmerz, Verzweiflung und Enttäuschung liegen dazwischen.

Nach einem heftigen Streit setzt sich Bertram ins Wohnzimmer zurück, schaut kurz zu Julie und dann auf sein Handy. „Ich dachte, du wolltest oben bleiben“, sagt Julie und hebt die Scherben auf. „Was willst du dann hier, wenn du nur auf dein Handy glotzt.“

Der Abstand zwischen den Partnern kann so groß werden, dass kleine Schritte der Annäherung kaum wahrgenommen werden können. Deshalb hat der Therapeut oder die Therapeutin in der Emotionsfokussierten Paartherapie die Aufgabe, diese kleinen Schritte sichtbar zu machen.


„Häufig sind es die kleinen Schritte, die uns am weitesten voranbringen“, schreiben Veronica Kallos-Lilly und Jennifer Fitzgerald in dem empfehlenswerten Arbeitsbuch für Paare.

„Es ist mir nicht gleichgültig. Die Beziehung ist mir wichtig, sonst wäre ich nicht hier“, sagt Bertram mit sanfter Stimme am Ende der zweiten Sitzung.

„Wir geht es Ihnen damit, wenn Sie das hören? Kommt das bei Ihnen, Julie, an?“, frage ich.

„Ja, irgendwie schon. Es geht mir etwas besser, ja, wenn du mir das so sagst, Bertram“, erwidert Julie. „Ich wusste es nicht. Ich habe es nicht mehr gespürt.“

Durch diese neue emotionale Erfahrung kann die gemeinsame Sehnsucht nach Nähe und Zugehörigkeit spürbar werden und der Entschluss allmählich gefasst werden, den negativen Beziehungstanz, den Teufelskreis, gemeinsam zu durchbrechen.


2. „Ich vermisse dich."


Fallbeispiel: Kordula und Gerd


„Was geht in Ihnen vor“, sagte ich zu Gerd in einer Sitzung kurz vor Ostern, „wenn Sie hören, wie sich Kordula in ihrer Beziehung gerade fühlt?“


„Es ist… aber ich habe dir ja“, sah er seine Partnerin zögerlich an, „ein paar Mal eine Nachricht geschickt, als ich dich, ja …vermisst habe.“


„Ach ja? Doch, stimmt“, zeigte sich Kordula ein wenig überrascht und nun etwas ruhiger.


„Mir ist aufgefallen, Gerd, dass Sie sich gerade an die Brust gefasst haben, so als würden Sie jetzt spüren, dass ihr Herz…“, sagte ich.


„Ja … dann kommt dieser Stich in der Brust, meist wenn ich alleine bin und ich dich vermisse“, fügte er hinzu und wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht.

Dann erzählte er ihr von seiner Angst, sie nicht glücklich machen zu können, weil er es nicht schaffe, sich zu öffnen: „Ich kann das eben nicht so gut, über Gefühle reden, meine ich…“


„Und doch haben Sie es gerade gemacht. Sie haben ihren Schmerz ausgedrückt, es ihr gesagt, in ihren eigenen Worten. Gerd, dieser Stich in der Brust, der Ihnen sagt, wie sehr Sie sie vermissen, wow!“


Entscheidend ist auch, dass Kordula dieses Risiko anerkennen konnte, obwohl noch ein Teil von ihr zögerlich und zurückhaltend war. Schritt für Schritt gehen beide aufeinander zu und spüren sich wieder besser.



3. „Wir schaffen das!"


Fallbeispiel: Doris und Adrian


Viele Paare wissen und spüren, dass das Sprechen über Gefühle und Bedürfnisse letztlich mehr bringt als die Auseinandersetzung über Inhalte. Im Streit oder in konfliktreichen Situationen stehen jedoch meist reaktive Emotionen im Vordergrund, die uns in erster Linie schützen.


„Ich könnte weinen“, starrt Adrian ins Leere und bleibt scheinbar bewegungslos auf seinem Sessel sitzen. „Dann mach das doch!“, schreit Doris und knallt die Tür.


Matt Angelstorf vergleicht unser emotionales Erleben mit einer Medaille: „Auf der Oberseite sind die Gefühle, die uns schützen, die die Flucht oder den Kampfreflex anstoßen. Auf der Unterseite aber liegen die verletzlichen Gefühle, die Kernemotionen, die Sehnsucht nach Liebe und der Schmerz darüber, dass dieser Wunsch nicht erfüllt ist.“


Im Meer der Emotionen

Wenn wir im Meer der Emotionen an der Oberfläche „schnorcheln“, finden wir meist Überwältigung, Hilflosigkeit, defensive Wut, Groll, Frustration, Distanziertheit usw.

Im negativen Zyklus hat dies weitreichende Folgen für die Partnerschaft: „Ich schütze mich, um mich nicht in all meiner Verletzlichkeit auszuliefern, aber ich mache es dir dadurch schwer, mich wirklich zu sehen und auf mich einzugehen“, stellen Kallos-Lilly und Fitzgerald in ihrem EFT-Arbeitsbuch treffend fest.


Um tiefer zu gehen, brauchen wir jedoch Mut und eine „sichere“ Taucherausrüstung, z. B. eine Halt gebende Beziehung. Dort „unten“ schlummern unsere weichen Emotionen oder Kernemotionen.

Adrian steht plötzlich auf und geht in die Küche: „Es war heute so schön mit dir…und jetzt bin ich irgendwie traurig, weil ich es nicht schaffe, dir zu helfen.“

„Ich will gar nicht“, sagt Doris nun sanfter, „dass du immer was machst. Aber wenn du gehst, kommen diese Gedanken, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin.“

„Mmh", sagt Adrian und nimmt sie in den Arm.

„Wenn du das so machst, habe ich wirklich das Gefühl, dass wir das schaffen können!"


  1. Wie zeigst du deine Verletzlichkeit in der Partnerschaft?

  2. Fällt es dir leicht oder machst du vieles mit dir selbst aus?


4. „Ich will für dich da sein."


Fallbeispiel: Paula und Ludwig


„Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe“, sagte Ludwig leise, kaum hörbar und blickte auf den Boden.


„Aber Sie wollen es schaffen", sagte ich, und zwar gemeinsam, weil Sie immer noch spüren, dass Sie die Richtige ist?“


„Ja“, kamen ihm die Tränen, während Paula kurz zu ihm hinüberschaute. „Ich will für dich da sein. Dich unterstützen. Mich um den Kleinen kümmern. Du bist doch die Mutter meines Sohnes.“

In diesem Satz steckte die ganze Tragik, die sich nun zu offenbaren schien: „Ich sehe wirklich, was du als Mutter alles machst und tust. Lass mich daran teilhaben. Ich will so gerne, dass du mich als einen Vater siehst, der das schafft!“


Dann streichelte er ihr über den Arm, stand auf und umarmte sie. Auch sie drückte ihn fest an sich.



5. „Ich brauche dich, und will dir zeigen, wie ich mich fühle.“


Wie wir unsere Kernemotionen besser aufspüren können


Kernemotionen wie Furcht, Traurigkeit und Angst, aber auch Freude und produktive Wut lassen sich meist nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln. Diese verletzlichen Gefühle, die wir häufig im Herzen und im Bauch spüren, sind in der Regel frisch, neu und verletzlich, wie du in den Fallbeispielen gesehen hast.

Wenn wir unsere verletzlichen (Kern)-Emotionen zeigen, lautet die (Liebes-)Botschaft: „Ich brauche dich, du bist mir so wichtig, dass ich dir zeigen will, wie unsicher, einsam oder wertlos ich mich gerade fühle.“


Dadurch werden die Türen zu unserem Kernschmerz geöffnet, der unsere unerfüllte Sehnsucht nach der Verbindung und Zugehörigkeit zu unserem Partner oder zu unserer Partnerin ausdrückt:


  1. Was machst du, wenn du diese verletzlichen Emotionen spürst?

  2. Teilst du deine Kernemotionen mit deinem Partner oder deiner Partnerin?






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