Was kann man tun, wenn die Beziehung gerade nicht so gut läuft, und ein emotionaler Austausch kaum noch möglich ist?
Ein Dilemma, was viele Paare in meiner Praxis beschäftigt.
Zu allererst ist es wichtig, dem anderen zu zeigen, dass man gesprächsbereit ist: „Hey, ich will ja, dass wir miteinander reden, aber ich habe die Sorge, dass wir uns wieder streiten.“ Vielleicht sagt dann dein Partner oder deine Partnerin: „Ja, toll, aber wie soll das gehen?“
Um eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten, ist es daher notwendig, sich auf bestimmte Gesprächsregeln bzw. auf eine Methode zu einigen: z. B. das Zwiegespräch von Michael Lukas Moeller oder das LOVE-Gespräch aus dem Arbeitsbuch zur Emotionsfokussierten Paartherapie von Veronica Kallos-Lilly und Jennifer Fitzgerald. Wie du ein Love-Gespräch führten kannst, zeige ich dir gleich.
Einen Termin vereinbaren, um in Ruhe miteinander sprechen zu können (z. B. abends oder wenn die Kinder bei Verwandten oder Freunden sind)
Gespräch gemeinsam beenden, wenn sich eine hitzige Diskussion entwickelt (auf negatives Beziehungsmuster achten). Das ist äußerst schwierig, denn wir wollen ja die Dinge, die uns belasten, „loswerden". Deshalb anfangs am besten über das reden, was gut gelaufen ist.
Sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, auch wenn es nicht so gut geklappt hat: jeder Versuch zählt.
Und danach direkt einen neuen Termin vereinbaren.
Wenn diese Gespräche überhaupt nicht so richtig gelingen wollen, also immer wieder Zoff, Unwohlsein und Frustration entstehen, ist es ratsam, sich ggf. Unterstützung zu suchen, um das negative Beziehungsmuster erst mal genau zu durchleuchten und die Verbindung zu stärken.
Anleitung für das LOVE-Gespräch
Wenn wir uns über das, was uns bewegt austauschen wollen, kann uns folgende Methode helfen: das LOVE-Gespräch.
Wir besinnen uns zunächst auf einfache Wörter, die wir auf einen kleinen Spickzettel schreiben können. Diese Vereinbarung gibt uns eine gewisse Sicherheit.
Listen with an
Open heart and mind.
Validate and acknowledge each other.
Express our thoughts und feelings softly, simply und slowly.
Lauschen mit
Offenem Herzen und ohne Voreingenommenheit,
Validieren und anerkennen, was der Partner/ die Partnerin sagt, und
Eigene Gedanken und Gefühle in einfachen, ruhigen Worten und mit sanfter Stimme äußern.
Um sich auf ein LOVE-Gespräch vorzubereiten, haben sich für den Zuhörer/der Zuhörerin folgende Kriterien bewährt.
L-O-V-E: Lauschen. „Ich bin bereit, dem anderen zuzuhören, und versuche, mich auf die Worte und Gefühle einzustimmen. Ich blicke ihm/ihr aufmerksam ins Gesicht. Auch wenn ich den Impuls verspüre, den anderen zu unterbrechen, höre ich weiter zu. Damit zeige ich, dass ich meinen Partner/meine Partnerin respektiere und verstehen möchte.“
L-O-V-E: Offenheit. „Ich versuche, deine Worte in mich wirken zu lassen, möglichst unvoreingenommen. Ich stelle mir vor, dass wir uns vielleicht gerade erst begegnet sind.
Es ist mir bewusst, dass ich etwas Neues erfahren werde, was mich berührt und bewegt.“
L-O-V-E: Validieren: „Wenn ich merke, dass ich mich rechtfertigen oder eine unüberlegte Äußerung machen will, drücke ich bildlich gesprochen auf den Pausenknopf. Ich lasse mir mit meinen Antworten Zeit. Ich bin vielleicht anderer Meinung, kann aber die Sichtweise meines Partners/meiner Partnerin als legitim ansehen.“
Ehrlichkeit ist notwenig:
a. Natürlich kann es sein, dass wir einfach nicht verstehen, was uns der andere gerade sagen möchte. Das ist völlig in Ordnung. In derartigen Situationen sagen wir ehrlich, was wir fühlen, behalten jedoch gleichzeitig den Fokus auf den Partner: „Es ist verwirrend für mich, aber ich möchte dich gerne verstehen.“
b. Wenn wir hingegen seine/ihre Sichtweise nicht teilen können, sollten wir genauso vorgehen, indem wir z. B. sagen: „Es fällt mit schwer, dir da zuzustimmen, aber ich sehe, dass du mir helfen willst, dich zu verstehen:“
c. Auch kann es durchaus vorkommen, dass uns die Worte des anderen verletzten und berühren, daher sagen wir: „Ich muss zugeben, dass ich mich unwohl fühle, wenn du über deine innere Welt sprichst, Ich danke dir aber für deine Ehrlichkeit.“
L-O-V-E: Eigene Gedanken und Gefühle äußern. Die emotionale Verbindung wird durch die Bereitschaft, über seine innere Welt zu sprechen und validierend zuzuhören, vertieft. Es gibt jedoch Themen und Situationen, die im Alltag nicht unmittelbar angesprochen werden können. Wir müssen uns versichern, ob der andere auch gesprächsbereit ist. Daher ist es wichtig, einen Termin für ein LOVE-Gespräch zu vereinbaren, damit wir uns in Ruhe austauschen können: „Ich möchte gerne mit dir sprechen, weil ich mir gerade Sorgen mache. Wann könnten wir das machen?“
Wenn du deinem Partner etwas mitteilen möchtest, achte auf Folgendes:
Spreche mit sanfter Stimme
Wähle einfache Worte
Lass dir Zeit, um dich auszudrücken
Es kann gut sein, dass es dir manchmal schwerfällt, langsam und mit sanfter Stimme zu sprechen sowie einfache Worte zu benutzen. Vielleicht sind dann die Emotionen noch zu intensiv, daher lohnt es sich, sich zunächst selbst zu beruhigen: durch Atemübungen, positive Affirmationen, Sport oder Musik usw.
Das Love-Gespräch sollte beendet werden, wenn wir merken, dass wir
abgelenkt, unkonzentriert oder müde sind,
uns rechtfertigen, verteidigen oder mauern,
den anderen kritisieren, beleidigen oder provozieren
uns im negativen Beziehungstanz verfangen haben
Nach jedem Love-Gespräch ist es wichtig, sich gegenseitig zu ermutigen, damit weiter zu machen. Auch wenn es vielleicht nicht so gut gelaufen ist. Und direkt einen neuen Termin vereinbaren!