In diesem Beitrag möchte ich konkret zeigen, was einem Paar geholfen hat, um mit dem Nähe-Distanz-Problem in ihrer Partnerschaft klarzukommen: das Verstehen und Nachspüren des negativen Beziehungsmusters.
Du wirst erfahren, dass das der erste Schritt aus dem Teufelskreis der Unverbundenheit ist.
Fallbeispiel: Inga und Bozidar
„Passen unsere Bedürfnisse nach Nähe überhaupt noch zusammen?“, sagt Bozidar in einer Sitzung und erzählt von einer schwierigen Situation aus ihrem letzten Urlaub.
Einmal, als er Inga etwas länger angeschaut hat, drehte sie sich weg und sprach mit einem der Hotelgäste.
Dabei hatte er das dumpfe Gefühl, das er oft hat, er sei zu bedürftig und müsse sich zurückhalten. Bozidar zögerte einen Augenblick, bis er eine Maske der Zufriedenheit aufsetzte und Inga fragte: „Amüsierst du dich gut?“
Wie sollte er es ihr sagen? Er wünschte sich so sehr ihre Nähe.
Mit einem Mal spürte er eine drückende Atmosphäre, als würde etwas Bedrohliches in der Luft liegen.
Ja, das ist es: er übt zu viel Druck aus, seine Blicke, allein seine Anwesenheit, dessen war er sich sicher.
Danach zog er sich innerlich zurück, bis er später im Hotelzimmer wegen einer Kleinigkeit in die Luft ging und Inga vorwarf, sie sei ein Gefühlsklotz. Das verletzte Inga, und im Nachhinein tat es ihm leid.
„Wenn Sie in ihrer Beziehung keine emotionale Nähe spüren“, sage ich zu Bozidar, „reagieren Sie, indem Sie sich frustriert zurückziehen. Es fällt Ihnen schwer, auf Inga zuzugehen, und ihr zu sagen, was Sie brauchen, aus Angst, Inga unter Druck zu setzen und Sie zu verletzen, richtig?“
„Ja, stimmt, das geht immer so eine Zeit lang, bis ich irgendwann total explodiere!“
„Je länger Sie diese Situation mit sich selbst ausmachen“, füge ich hinzu, „desto empfindlicher werden Sie, bis Sie Inga zur Rede stellen und explodieren. Und was machen Sie dann, Inga?“
„Wenn Bozidar so aus der Haut fährt, werde ich schnell wütend und verteidige mich“, erwidert Inga und schaut zu Boden.
Der Schmerz unerfüllter Bindungsbedürfnisse
In der Sitzung spricht Inga von einer früheren Affäre, die ihr große Sorge machen würde: Bozidar hat mit der Frau wieder gechattet, das habe sie vor kurzem durch Zufall entdeckt. Ihr kommen die Tränen.
Wie soll Inga erkennen, dass ihm Nähe und Zuneigung fehlt, wenn es Bozidar in diesen Momenten schwerfällt, auf sie zuzugehen?
„Ich weiß einfach nicht“, sagt Inga zu ihm, „was ich dir dann geben soll, damit du in unserer Beziehung zufrieden bist. Ich halte doch deine Hand und bin zärtlich. Der Gedanke, es dir einfach nicht recht machen zu können, macht mich traurig. Ich spüre dann eine große Sorge, dich zu verlieren.“ Bozidar greift nach ihrer Hand und streichelt sie.
Inga und Bozidar haben ihr Beziehungsmuster gut verstanden und nachgespürt: sie greifen sich nicht mehr so oft gegenseitig an, sondern reden über ihre emotionalen Reaktionen und erforschen ihre Emotionen.
Wow! Der erste entscheidende Schritt aus dem Teufelskreis der Unverbundenheit ist gelungen!
Bewegend wie das Paar es gelungen ist, das negative Beziehungsmuster nachzuspüren, und die dahinter liegenden Bindungsängste und -absichten zu erforschen und auszudrücken.
Doch wie geht es weiter?
Die Verbundenheit wurde bei Inga und Bozidar nach und nach stärker. als sie sich in einer der folgenden Sitzungen eine entscheidende Frage gestellt haben:
„Was brauche ich am meisten vor dir, damit ich mich sicher mit dir verbunden fühle?“
Inga sagte sinngemäß: „Ich muss wissen, dass du an meiner Seite bleibst, wenn du so wütend wirst und in bestimmten Situationen explodierst. Ich brauche ein Zeichen von dir, sogar dann, wenn ich dir einfach nicht die Nähe geben kann, die du in diesen Situationen brauchst?“
Und Bozidar: „Oh, ja, ich höre dich, ich bin da, und ich werde versuchen, dass ich es z. B. vorher schon mal anspreche.“
Beide sind ein enormes Risiko eingegangen, da sie nun von ihrer Sehnsucht sprechen: „Ich möchte, dass du siehst“, so Bozidar. „wie sehr ich mich nach deiner Nähe sehen. Ich fühle mich sicherer, wenn ich dich spüre…“