Im hektischen Alltag können positive Bindungssignale rasch untergehen. Wie Sonnenstrahlen, die von einem heftigen Sturm überschattet werden.
Natürlich, Blitz und Donner sind eher spürbar, doch ist es wichtig, dass wir uns davon nicht überrollen lassen und uns die Frage stellen:
Was fehlt uns auf der Bindungsebene?
Wonach sehne ich mich?
Und was brauchst du von mir?
„Hey, das einzige, was ich ständig von dir höre, ist, dass ich alles falsch mache“, brachte Anna plötzlich in der Praxis zum Ausdruck, nachdem sie lange Zeit geschwiegen hatte.
Wenn Paare in ihrem negativen Beziehungsmuster verstecken, ist es außerordentlich schwierig, positive Bindungssignale wahrzunehmen oder gar zu senden.
„Wenn ich überfordert und wütend bin, das stimmt, fällt es mir sehr schwer, deine Bedürfnisse zu sehen und auf dich zuzugehen“, sagt Anna etwas später zu ihrem Mann, der mit dem Kopf nickt.
Paare, die sicher verbunden sind, entwickeln nach und nach die Fähigkeit, feinfühlig auf Nuancen der Seele zu achten, auch in stürmischen Krisenzeiten:
„Ich spüre deinen Ärger, so gehe ich gerne auf dich zu, um herauszufinden, was dich tief bewegt? Habe ich etwas gesagt, was dich verletzt hat?“
Es lohnt sich daher, einen Blick auf das zu werfen, was uns verbindet: unsere Bindungsbedürfnisse.
Konkret bedeutet dies:
Positive Bindungssignale drücken aus, dass du
ihn/sie vermisst,
dich für den anderen interessierst,
dir dein Partner/deine Partnerin wichtig ist,
für den anderen da sein willst,
ihn/sie respektierst, akzeptierst und liebst
den anderen begehrst
liebenswert bist
dich mit dem anderen sicher und geborgen fühlst.
Je weniger wir diese Signale spüren, desto weiter entfernen wir uns voneinander.
Dann fallen häufig Wörter wie: „Das ist die Hölle!“ oder „Es ist schrecklich.“
Übung: "Positive Bindungssignale erkennen"
Dazu eine kleine Übung, die dir dabei helfen soll, positive Bindungssignale klarer auszudrücken und bewusster wahrzunehmen. Ich empfehle, dies zunächst in eher ruhigen Zeiten auszuprobieren.
Welches Signal könntest du senden, damit deine Partnerin/dein Partner wirklich spürt, dass du:
aufmerksam bist,
Interesse zeigst,
die Nähe deines Partners/deiner Partnerin suchst,
Trost spenden willst,
deine Gefühle und Bedürfnisse teilen möchtest,
Unterstützung anbietest,
Wertschätzung ausdrückst,
Zeit in die Beziehung investieren willst?
Hast du eine Idee?
Nein? Kein Problem, vielleicht inspirieren dich folgende Beispiele:
Du könntest z. B.
den anderen liebevoll anschauen
nachfragen, ob es ihm/ihr wirklich gut geht
nach einem Streit auf den anderen zugehen
deinen Partner/deine Partnerin in den Arm nehmen
sagen, dass du gerne mit ihm/ihr über etwas reden möchtest
fragen, ob du helfen kannst
sagen, dass du es toll findest, wie er/sie dich unterstützt hat
eine Tätigkeit unterbrechen, um dem anderen zuzuhören
Hier noch eine kleine Zusatzübung, die deine Wahrnehmung schärfen soll.
Achte diese Woche besonders auf die positiven Bindungssignale deines Partners/deiner Partnerin! Welche fallen dir auf?
Gib dem anderen eine Chance! D.h. fokussiere dich auch auf „Kleinigkeiten“, die du im Alltag womöglich anders wahrnimmst (z. B. ein Lächeln, eine Berührung usw.)
Gebe ihm/ihr eine positive Rückmeldung, z. B.: „Es fiel mir schwer, deine Umarmung zu erwidern, weil ich noch zu aufgeregt war. Ich fand‘ es trotzdem gut, danke.“
In diesem Beitrag hast du erfahren, wie du positive Bindungssignale klarer ausdrücken kannst.
Schreibe mir gerne, ob dir diese Übungen gefallen haben. Vielleicht möchtest du noch etwas ergänzen! Danke.