Was machst du, wenn du traurig, bedrückt oder ängstlich bist?
Ein Buch lesen, schreiben, Sport treiben, Musik machen, ins Konzert gehen, kochen, ins Restaurant gehen, ein Bad nehmen, malen, ins Museum gehen, Freunde treffen, zum Brunch einladen, in den Wald gehen, wandern, beten, in die Kirche gehen …
Selbstregulation: Es gibt so schöne Dinge, die man alleine tun kann!
Wie Friedrich Dürrenmatt einmal pointiert bemerkte: „Meine Produktion ist mein Trost, mein aktives Handeln, mein Mich-Ausdrücken, das Formulieren der Trostlosigkeit ist mein Trost."
Und all die berauschenden Trostpflaster, die zudem gefährlich werden können…
Koregulation ist sehr effektiv
Es gibt jedoch eine Quelle des Trostes, die uns nachweislich sehr gut beruhigen und stärken kann: unsere primären Bindungsfiguren oder einfach Menschen, bei denen wir uns wohl und entspannt fühlen.
Und das macht Sinn!
Natürliche Bewältigungsstrategien des Menschen
Kinder laufen zu ihren Eltern, um getröstet zu werden: meine Tochter, damals 5 Jahre alt, weinte, weil sie ihren kleinen Hund, ein flauschiges Stofftier namens „Pinky“, nicht finden konnte, nachdem wir die Zähne geputzt hatten und sie ins Bett gehen wollte.
Normalerweise will sie gar nicht unbedingt mit Pinky schlafen, doch heute ist es anders, weil sie sehr müde ist, natürlich, und wahrscheinlich noch die Eindrücke vom aufregenden KITA-Ausflug in den Tierpark „verarbeitet“.
Dicke Tränen liefen über ihre Wangen, sie breitete schluchzend ihre Arme aus und kam auf den Schoss, damit sie, Arm in Arm, getröstet werden konnte.
Das „Kuschelhormon“ Oxytocin wird in derartigen Interaktionen im Gehirn freigesetzt, senkt den Blutdruck sowie den Kortisolspiegel und wirkt schmerzstillend.
Konkret: es sind physische und emotionale Berührungen, die uns beruhigen, trösten und ins Gleichgewicht bringen, wenn wir unsicher und ängstlich sind.
Im Erwachsenenalter gehen diese Prozesse nachweislich weiter: wir brauchen Menschen, bei denen wir uns wohl, entspannt und sicher fühlen!
Koregulation ist daher sehr effektiv. Der Energieverbrauch ist gering, es sei denn du bist mit einem Energieräuber zusammen, mit dem du einfach nicht warm wirst.
Du bist revolutionär!
Natürlich ist es gut, wenn du deine Emotionen selber regulieren kannst, doch es ist geradezu revolutionär, wie Diane Pool Heller schreibt, wenn wir das gemeinsam schaffen!
Wenn wir „erwachsen“ sind, fällt es uns jedoch manchmal schwer, unsere Traurigkeit zu zeigen. Vielleicht versuchen wir es sogar, doch der andere geht scheinbar nicht darauf ein, der Zeitpunkt ist schlecht, das Thema passt gerade nicht oder wir bekommen gut gemeinte „Ratschläge“.
Wir fühlen uns verloren, einsam oder im Stich gelassen. Wie kann das sein: wir sind doch erwachsen! Hinzu kommt, dass es ausgerechnet unser Partner ist, der sich nicht für uns zu interessieren scheint. Bin ich dem anderen überhaupt noch wichtiig? Diesen Schmerz schieben wir beiseite, um zu funktionieren oder fallen irgend wann in ein tiefes Loch, bis gar nichts mehr geht.
Dann ist es verständlich, dass wir sauer werden, genervt, wortkarg, distanziert oder streitlustig sind, um mit diesem unbehaglichen Gefühl irgendwie klarzukommen.
Auf einer tieferen Ebene befinden sich jedoch unsere verletzlichen Gefühle und Bedürfnisse. Und wenn es uns gelingt, diese Gefühle wahrzunehmen und mit dem anderen zu teilen, fällt es uns auch in der Regel leichter, über unsere unerfüllten Bindungsbedürfnisse zu sprechen: ich brauche deine Nähe, um zu spüren, dass ich dir wichtig bin.