Auch wenn es in diesem Beitrag nicht um gravierende Kränkungen gehen soll, kann es dennoch sein, dass in derartigen Gesprächen mehr hochkommt, als man vorher gedacht hat.
Daher mein Tipp: falls du bemerkst, dass es häufig zu Auseinandersetzungen und Rückzug kommt, bemühe dich um professionelle Unterstützung!
Beginne also mit einer nicht so „gravierenden“ Kränkung, die relativ aktuell ist. Versuche das Ereignis zeitlich einzugrenzen! Lege den Fokus möglichst auf deine verletzlichen Gefühle, um zu erforschen, welche Bedeutung diese Kränkung auf der Bindungsebene für dich hat.
Damit ein gutes Gespräch gelingen kann, ist es hilfreich, sich zur Vorbereitung folgende Fragen zu stellen:
1. Wie kannst du deine Gedanken und Gefühle so ausdrücken, dass sie für deinen Partner/deine Partnerin klar und verständlich sind?
Mara sagte z. B. in einer Sitzung zu Viktor: „Es war mir an diesem Abend einfach alles zu viel. Ich habe dir das auch gesagt und irgendwie gehofft, dass du auf mich zugehst. Du bist dann, ohne ein Wort zu sagen, nach oben gegangen. Ich habe dir wütend hinterhergerufen, dass du heute die Kinder ins Bett bringen sollst, obwohl ich den Tränen nahe war.“
2. Was geht in dir vor, wenn du überlegst, über jene Ereignisse aus der Vergangenheit zu sprechen, die dir noch immer wehtun? Was würdest du gerne sagen?
Mara fügte hinzu: „Ich war so traurig und hätte dir gerne gesagt, wie sehr ich dich in diesem Moment brauchte. Es wäre schön gewesen, und das soll kein Vorwurf sein, wenn du dich zu mir gesetzt hättest. Ich konnte es dir aber nicht sagen, mir fehlte an diesem Abend einfach die Kraft.“
3. Wie kannst du das Gespräch einleiten, ohne bedrängend und fordernd zu wirken?
Mara wählte einen sanften Einstieg, indem sie den Vorfall kurz beschrieb, den anderen nicht verurteilte und versuchte, die Dinge auf der Bindungs- und Gefühlsebene auszudrücken.
„Ein sanfter Auftakt“, so John Gottman, „muss nicht diplomatisch sein. Er muss einfach nur frei von Kritik und Verachtung sein.“
4. Hast du Bedenken wegen eines solchen Gesprächs?
Ich kann nur empfehlen, dass man nichts aufzuschieben sollte. Mein Tipp: teile deinem Partner/deiner Partnerin deine Bedenken mit. Du könntest z. B. sagen: „Ich möchte mit dir darüber reden, was mich gestern verletzt hat. Es fällt mir jedoch schwer, weil ich …“
Schreibe mir gerne eine Mail, wenn dir noch eine Frage oder eine Idee einfällt, die dir dabei helfen kann, über (kleine)Verletzungen zu sprechen